Veröffentlicht am

Februar 2013

Ein Brief von der Schule

Wir haben ausfindig gemacht, was der Schulleiter in via Garofani an uns geshrieben hat bezueglich der 11 Note.

 
 

Musiktherapie
Musiktherapie

Auf Anordnung des Neurologen fuer Kinderpsychiatrie befasst sich M° Luca Recchia mit einigen Kindern, die Musiktherapie benoetigen.

Der letzte Bericht, der zwei Kinder mit parzieller und totaler Taubheit betraf, war so einleuchtend, berufsmaessig, ergreifend und menschlich, dass auch wir als Profane in der Lage sind, zu verstehen und ershuettert zu sein.

Hier einige Auszuege.

N. ein Kind mit Gehoerschaedigung und aus diesem Grund mit Hoerprothese hat Musiktherapie zusammen mit D., einem Kind mit schwerer Taubheit, im letzten Jahr begonnen.

D. fuehlte sich „bedroht“, was seinen musikalischen Raum anbelangte, der bis dahin nur ihm gehoerte. D. hat diesen „Verdruss“ auf verschiedene Weise zum Ausdruck gebracht; er verminderte die „performance“ des Mitschuelers durch seinen Gesichtsausdruck, indem er zwei Meter entfernt von ihm die Strecke von der Schule bis zu meinem Auto zuruecklegte und indem er das Klavier und Schlagzeug voellig fuer sich in Anspruch nahm. Waehrend der
gemeinsamen Improvisation am Klavier machte er dem Mitschueler klar, wo die Grenze auf der Tastatur lag; im allgemeinen versuchte er nur mit mir die Verbindung zu halten.Diese abgesonderte Art des Verhaltens hat die Einbeziehung von N. schwierig gestaltet.

Um eine bessere Zusammenarbeit der beiden zu foerdern habe ich den gemeinsamen Raum in verschiedene Sektionen aufgeteilt, begrenzt auf eine Dauer von jeweils 5 – 6 Zusammentreffen, mit Hilfe einer Stoppuhr um genau zu sein.
 
Zwei Laboratorien

Erstes Laboratorium – Die Musik des eigenen Koerpers

Disegno 1-1Benutzen wir den Koerper wie ein Musikinstrument. Diese Art der Erfahrung schliesst Koordination der Bewegungen ein und durch die koerperliche Erfahrung traegt sie dazu bei, mit der Zeit das Bewusstsein des Rhythmus zu formen. Die Geste, der Rhythmus von Haenden und Fuessen, das schnalzen der Finger, die klangvolle Wirkung auf den Koerper und die verschiedenen Arten der Ausfuehrung haben D. geholfen, sich der klangvollen Qualitaet seines Koerpers bewusster zu werden, um neue Gesten auszuprobieren und dabei die musikalischen Beobachtungen zu respektieren, die hier als Einfuehrung in die organisierte Musik bestehen.Fuer die musikalischen Spiele waren individuelle wie auch gemeinsame Gelegenheiten vorgesehen.
D. war immer aufmerksam, neugierig und positiv eingestellt.Selten wird er bei einem Fehlschlag mutlos und manchmal ist er auf sich selbst boese aber er gibt den Versuch nicht auf. Die Einfuehrung der Notenschrift ist mit Begeisterung begruesst worden; oft will er selbst die Partitur schreiben, waehrend ich sie ausfuehren soll. Die Schriftzeichen und die Teilmahme beim gemeinsamen Notenschreiben haben die Kontaktschwierigkeiten zwischen uns sehr verringert.

 

Disegno 2-1 Disegno 3-1
Uebungen mit abwechselnden Haenden und abwechselnden Fuessen Uebung abwechselnd Haende und Fuesse

 

Disegno 4-1
Gelbe Maracas – linke Hand / rote Maracas – rechte Hand

Zweites Laboratorium Die Gesten des Tones

Disegno 5-1 Im zweiten Laboratorium „die Gesten des Tones“ habe ich versucht mit den drei wichtigsten Arten der Tonproduktion zu arbeiten: schlagen, schuetteln, schaben.Jeder Geste haben wir ein Symbol zugeordnet. Die gewaehlten Symbole beinhalten die ausgefuehrte Geste.D. hat sofort erkannt, dass schuetteln und schaben mit langen waagwrechten Spiralen, mehr oder weniger dicht, dargestellt werden kann und dass die Laenge des Zeichens von der Dauer der Bewegung abhaengt. Dagegen kann ein Schlag auf die Trommel mit einem einfachen Punkt dargestellt werden,der je nach der Kraft der Ausfuehrung gross oder klein sein kann.
Mit der Einfuehrung des Tonmasstabes beginnt die Notenschrift reicher zu werden und D. erfindet mit Freude neue Zeichen. Er zeigt mir die von ihm geschriebene doppelte Partitur (linke und rechte Hand) fuer Klavier. Die Partituren enthalten manchmal mehr als drei Blaetter die von ihm aneinander geklebt werden, drei verschiedene Farben fuer drei Sektionen des Klaviers (tiefe, mittlere, hohe Toene). Die Ausfuehrung dauert etwa 5 Minuten und wenn er spielt, scheint er ein Orchesterdirigent zu sein, der die Toene zuerst mit dem Gesichtsausdruck ankuendigt , er macht weit ausladende Handgesten, haelt inne und beginnt erneut wenn er meint, einen Fehler begangen zu haben oder er unterbricht um mir zu zeigen, wie er die Partitur an diesem Punkt geschrieben hat.
Disegno 6-1

 

Disegno 7-1
Klingende Partitur „Der Mann der auf dem Motorrad faehrt“, fuer Klavier, Fuesse und Maracas, ausgefuehrt von D.

 

Fuer die Laboratoriumsektion der toenenden Organisation, fuer die Einfuehrung des Begriffes der Gleichmaessigkeit der Frequenz bis zum Begriff vom Takt habe ich oft die Tafel benutzt, mit verschiedenfarbiger Kreide als waere sie ein grosses Notenliniensystem.

Disegno 8-1 Disegno 9-1

 
Die am haeufigsten benutzten Instrumente waren: eine Trommel, Maracas und eine Schelle.
Wir haben mit der Instrumentation unseres Herzschlages begonnen bis zu acht Takten fuer drei Instumente ausgefuhrt im 2/4, 3/4 und 4/4 Takt.
Am Tag vor der Zusammenkunft zeigt D. mir die gedruckte Zeichnung eins Schlagzeuges zum ausmalen, er sagt, dass es ihm sehr gefaellt und er es in Zukunft spielen moechte.
Ich konnte beobachten, dass D. grosse Feinfuehligkeit im Gebrauch von Schagzeug und Schuettelelementen besitzt, er ist in der Lage Dynamik und Intensitaet zu veraendern. Am Schluss des naechsten Laboratoriums im Bezug auf Herzschlag und seine Unterteilung nehme ich an, dass D. in der Lage sein wird, 1/4, 1/8 1/16 Takt zu lesen und auszufuehren mit den dazugehoerenden Pausen.
Der Hilfslehrer und der Assistent der Provinz berichten, dass D. an der Musiktherapie mit Begeisterung teilnimmt.
Gewissenhaft berichtet er uns von seiner Aktivitaet und wiederholt in der Klasse die ausgefuehrten Uebungen.

Disegno 10-1 Disegno 11-1

 
In einigen Tagen wird uns M° Luca Recchia die Erlaeuterungen weiterer Arbeitsmetoden zukommen lassen.

Auch unsere besonderen Kinder haben ihre eigenen Noten.
Sie heissen nicht do, re, mi, es sind keine schwarzen Punkte mit Stiel und Haken, sondern die phantasievolle Art der musikalischen Mitteilung fuer diejenigen, denen die schwarzen Kugeln nicht gefallen.