Januar 2012
Ein zehnjaehriges taubes Kind (folglich fast stumm), welches das 3. Grundschuljahr absolviert, moechte ein musikalisches Instrument spielen.
Bisher hat es am woechentlichen musikalischen Unterricht mit grossem Interesse teilgenommen, ungeachtet der Schwierigkeiten auf
Grund seiner Taubheit.
Seit einigen Jahren befasst sich die Gruendung „11 note“ mit dem Problem und bietet gratis einen propadeutischen Weg fuer die Kinder der Grundschule an und vom 3. Schuljahr an auch das Studium eines Musikinstrumentes. Die Schueler koennen ihre Vorliebe bekunden indem sie einen Fragebogen ausfuellen, dem eine musikalische Eignungsprobe mit den Lehrern der Gruendung folgt.
Dieses Kind aeussert in seiner Familie den Wunsch, Gitarre spielen zu lernen.
Der Unterricht fuer Gitarre ist gemeinsam mit anderen und D. kann am Anfang dem traditionellen Musikunterricht nicht folgen.
Der Therapeut, der in der Schule unterrichtet, wird von der Gruendung „11note“ angesprochen um zu ueberpruefen ob es eine
Moeglichkeit fuer einen individuellen Weg gibt.
Beobachtungsstand
9 Zusammenkuenfte zu je einer Stunde.
Zur Verfuegung stehende Instrumente: vorbereitetes Klavier, 2 Marimbe, 2 Glockenspiele, didgeridoo und shiruti box.
Erforschung und Manipulation der Instrumente der Musiktherapie
Die Musikinstrumente werden im Halbkreis um das Klavier angeordnet, die Marimbe befinden sich auf 2 Baenken mit den dazugehoerenden Stuehlen um die Benutzung einfacher zu machen.Anfangs hat sich unser Kind fuer alle Instrumente interessiert (bei den ersten 3 Zusammenkuenften) ohne irgend ein Instument zu beforzugen.
In diesem Stadium habe ich seine Versuche unterstuetzt.
Er hat sich ungefaehr 5-10 Minuten mit jedem Instument beschaeftigt.
Beim 4. Treffen hat er mit Gesten und Gesichtsausdruck zu verstehen gegeben, dass er am didgeridoo nicht interessiert ist.
Beim Spielen der Marimbe achtet er auf seine Position auf dem Stuhl und den Abstand zum Instrument.
Waehrend des musikalischen Dialogs folgt er den Gesten des Musiktherapeuten was die rythmisch-melodischen wie auch vokalische Aeusserungen anbetrifft und versucht sie nachzuahmen.
Die Improvisation am Klavier war von grosser Wichtigkeit
Das Klavier ist so vorbereitet, das der Mechanismus sichtber ist und dadurch seine Aufmerksamkeit gefangen nimmt.
Er schlaegt eine Taste an und verfolgt mit dem Blick die Mechanik, er streicht mit den Haenden ueber die Saite, seine Neugierde gilt den Pedalen, besonders dem Daempfer, der mit Hilfe von Filz den Ton daempft.
Er schlaegt die Tasten in verschiedener Staerke mit beiden Haenden abwechselnd an.
Unser Schueler beschaeftigt sich hauptsaechlich mit der linken Seite vom C in der Mitte, wo die Schwingungen wahrnehmbar sind auch ohne die Haende unter die Tasten zu legen.
Bei dem improvisierten Dialog beschaeftigt sich der Musiktherapeut mit den (durchdringenden) hohen Toenen. Vom 5. Treffen an hat sich der musikalische Dialog von 5 Minuten auf 35 Minuten verlaengert. Die Entscheidung, wann er aufhoeren will zu spielen, liegt bei ihm. Oft unterbricht er seine Aktivitaet, um der Lehrerin seine Fortschritte am Klavier zu zeigen. Manchmal bittet er um eine Erklaerung der heftigen Geraeusche vom oberen Stockwerk oder dem Raum nebenan.
Vokalerzeugung
DiesesKind benutzt hauptsaechlich die Stimme fuer Erklaerungen und um Antworten zu erhalten; er benutzt Phoneme und Silben. Der Laut ist eintoenig, kehlig mit niedriger Intasitaet.
Die Provinzlehrerin hat mir einige Photokopien zukommen lassen mit der Methode De Filippi die dieser bei Sprachstoerungen anwendet. Der Kleine zeigt bereitwillig die Zeichensprache und amuesiert sich bei den Fehlern die ich mache. Bei den letzten 3 Zusammentreffen hat er wesentlich mehr Laute produziert sowie Gesten und Mimik verstaerkt. Er benutzt seine Stimme und begleitet sich auf dem Klavier, um mit dem Musiktherapeuten zu scherzen; das war der Anlass, um ihm einige musikalische Aktivitaeten vorzuschlagen.
Allgemeine Objektive
Diese ersten Zusammentreffen haben deutlich gemacht, dass D. besonders sensibel auf die „Musik“ reagiert und das bestaerkt uns in dem Urteil, bei dem Projekt der Musiktherapie den Gebrauch von Instrumenten einzubeziehen mit der Mitteilsamkeit als Finalitaet. Es ist also moeglich, einen individuellen Weg zu planen, um die vorhandenen Moeglichkeiten von D. zu unterstuetzen auch was das Gefuehlsvermoegen, die Entwicklung seiner Faehigkeiten, die Verstaerkung des sozialen Verhaltens, die Bewegung und den symbolischen Gebrauch der Stimme angeht.
Spezifische Objekte werden ausgemacht, um die Lebensqualitaet von D. zu verbessern.